Vasektomie: Angst vor sexuellen Einbußen ist unbegründet!

Die Vasektomie gilt als sichere und effektive Methode der dauerhaften Empfängnisverhütung. Dennoch halten sich hartnäckig Befürchtungen, der Eingriff könnte die Sexualfunktion beeinträchtigen – eine aktuelle Studie aus München bringt Klärung.

Für die Studie wurden Daten von insgesamt 5.425 heterosexuellen Männern mit einem Durchschnittsalter von 50,6 Jahren ausgewertet. Die Studie mit über 5.000 Männern aus Deutschland liefert nun eindeutige Hinweise: Vasektomierte Männer sind sexuell aktiver, zufriedener – und leiden seltener unter Erektionsstörungen.

Große Datenauswertung bei Männern mittleren Alters

Für die Studie wurden Daten von insgesamt 5.425 heterosexuellen Männern mit einem Durchschnittsalter von 50,6 Jahren ausgewertet. 679 der Befragten (12,5 Prozent) hatten sich durchschnittlich 8,6 Jahre zuvor einer Vasektomie unterzogen. Die Forschenden untersuchten Unterschiede zwischen vasektomierten (VM) und nicht- vasektomierten Männern (NVM) mit Fokus auf deren sexuelle Aktivität, Zufriedenheit sowie das Auftreten häufiger sexueller Funktionsstörungen.

Mehr Aktivität, höhere Zufriedenheit

Die Ergebnisse sprechen nach Aussage der Forschenden eine klare Sprache: 93 Prozent der Männer mit Vasektomie waren in den vergangenen drei Monaten sexuell aktiv – deutlich mehr als bei den Männern ohne Eingriff (83,2 Prozent, p < 0,001). Auch die sexuelle Zufriedenheit lag in der VM-Gruppe höher: 55,2 Prozent zeigten sich zufrieden mit ihrem Sexualleben, verglichen mit 44,0 Prozent in der NVM-Gruppe (p < 0,001).

Weniger Erektionsprobleme bei vasektomierten Männern

Besonders auffällig sei der Unterschied beim Thema Erektionsstörungen. Während nämlich 20,1 Prozent der nicht-vasektomierten Männer über erektile Dysfunktion berichteten, lag der Anteil unter den Vasektomierten bei lediglich 12,1 Prozent (p < 0,001). Auch in der multivariaten Analyse zeigte sich ein Zusammenhang: Demnach ist die Vasektomie mit einem um 35 Prozent verringerten Risiko für Erektionsprobleme verbunden (Odds Ratio: 0,65 [0,40–0,83]).

Keine negativen Effekte bei Libido oder Samenerguss

Beim sexuellen Verlangen schnitten überdies ebenfalls die Vasektomierten besser ab: Nur 4,7 Prozent berichteten von geringerer Libido – bei den nicht-operierten Männern waren es rund 7,1 Prozent (p = 0,02). Beim vorzeitigen Samenerguss bestehe hingegen vermutlich kein signifikanter Unterschied (7,1 Prozent vs. 6,1 Prozent, p = 0,5), so die Autoren weiter.

Fazit: Sorge vor sexuellen Einbußen ist unbegründet

„Eine Vasektomie geht offenbar nicht mit einem erhöhten Risiko für sexuelle Funktionsstörungen einher, wie unsere Daten zeigen konnten. Ganz im Gegenteil: Männer, die sich dem Eingriff unterzogen haben, sind im Durchschnitt sexuell aktiver und zufriedener“, erklären die Forschenden um Frau Prof. Herkommer abschließend. Einschränkend bleibe jedoch auch anzumerken, dass es sich um eine retrospektive Erhebung handelte – Informationen zum Sexualleben der Männer vor der Vasektomie lagen nicht vor. Es sei allerdings positiv, dass Männer wohl keine Angst vor einer Verschlechterung ihrer Sexualität durch eine Vasektomie haben müssen. Die Datenlage spreche klar gegen diese langgehegte Annahme.

Originalpublikation: Jahnen M et al., Associations of vasectomy with sexual dysfunctions and the sex life of middle-aged men. Andrology 2025; 13(4): 665–674