Vasektomie-bedingte Komplikationen seltener als gedacht

Cheltenham – Eine prospektive britische Auswertung mit Sicherheitsdaten der vergangenen 15 Jahre zeigt, dass die Komplikationsraten bei Vasektomien wesentlich geringer sind als erwartet. Die Studienautoren plädieren dafür, dass aktuelle Zahlen auch bei den Aufklärungsgesprächen kommuniziert werden sollten.

Im Vereinigten Königreich Großbritannien werden pro Jahr etwa 11.000 Vasektomien durchgeführt. Die aktuelle Auswertung wurde auf dem EAU (European Association of Urology) 2023 in Milan (Italien) vorgestellt und fasst die Sicherheitsergebnisse von mehr als 940.082 Vasektomien aus den Jahren 2006 bis 2021 zusammen.

Als Datengrundlage dienten Patientenfragebögen, die jeweils einen Tag vor und vier Monate nach der Operation beantwortet wurden. Mehr als 80 % der Patienten füllten den ersten Fragebogen vor dem Eingriff aus und knapp 40 % der Patienten füllten den zweiten Fragebogen nach vier Monaten aus. „Dieser große Datensatz wurde noch nie unabhängig analysiert, und dies hat es uns ermöglicht, die Standardkomplikationsraten zu aktualisieren, von denen einige bis in die 1980er-Jahre zurückreichen“, sagte Erstautor und Studienleiter Julian Peacock vom urologischen Institut am Gloucestershire Hospital NHS Foundation Trust in Cheltenham.

Chronische Schmerzen als Vasektomiefolge sehr unwahrscheinlich

Es zeigte sich, dass vormals relevante Komplikationen wie chronische Schmerzen am Skrotum, die bis zu 5 % aller Patienten betrafen, in der aktuellen Auswertung nur von 0,2 % der Patienten erwähnt wurden.
„Diese Komplikation könnte abschreckend gewirkt haben, zumal es schwierig ist, chronische Schmerzen am Skrotum zu adressieren. Daher hoffen wir, dass die aktuelle Rate verdeutlicht, wie gering diese Wahrscheinlichkeit ist“, kommentierte Peacock.

Vasektomie zuverlässig und sicher

Laut Auffassung von Peacock ist die Vasektomie eine sehr zuverlässige und sichere Verhütungsmethode (siehe Infokasten): „Die aktuellen Zahlen sollten in der Beratung auch so kommuniziert werden, was mehr Männer dazu ermutigen könnte, sich dem Verfahren zu unterziehen.“

Weitere Komplikationsraten im Detail: Die Rate für postoperativ behandlungsbedürftige Infektionen und die Hämatom-Rate lagen jeweils bei 1,6% und 1,9 %, die vormals mit einer Häufigkeit von jeweils 2-10% angegeben wurden. Die Rate an gescheiterten Vasektomien, die nach drei Monaten erfasst wurden, lag bei 0,6%. Bei einem späteren Versagen der Vasoektomie verbinden sich die abgetrennten Enden des Samenleiters wieder. Diese Rate lag in der aktuellen Auswertung bei 0,04% und war ähnlich hoch zu der zuvor kommunizierten Rate von 0,05%.

Diese Arbeit ergänzt die Patientenperspektive auf mögliche Nebenwirkungen zu diesem häufig angewendeten Verfahren, die nicht nur für britische Urologen nützlich sind, so die Einschätzung von Marij Dinkelman-Smit, Urologie am Erasmus University Medical Centre in Rotterdam (Niederlande) anlässlich des EAU 2023.

Quelle
Urologie am Erasmus University Medical Centre in Rotterdam (Niederlande)
38th Annual EAU (European Association of Urology) Congress. 10-13 March 2023. Milan, Italy

Der EAU ist Europas größter Urologenkongress.