Männergesundheitsbericht widerlegt Klischees für junge Generation

Männer leben weniger gesundheitsbewusst und deutlich risikoreicher als Frauen. Dieses Klischee treffe auf die jüngere Generation nicht mehr zu – so verkündet am 17. November 2022 bei einer Pressekonferenz zur Präsentation des 5. Männergesundheitsberichts im Auftrag der Stiftung Männergesundheit.

In einer repräsentativen Onlinebefragung zu Gesundheit, psychischem Wohlbefinden und Rollenbildern konnte ein Team vom Marktforschungsinstitut Kantar die Antworten von mehr als 2.000 Männern und gut 1.000 Frauen im Alter von 16 bis 28 Jahren auswerten.

Die Ergebnisse deuten auf einen Wandel hin: Nur noch knapp jeder vierte unter den 2.115 jungen Befragten hänge dem alten, eingefrorenen Muster eines dominant-maskulinen Rollenbildes an, erläuterte die Studienleiterin Sabine Wolfert von Kantar. Diese Männer müssen laut Analyse am ehesten mit starken Gesundheitsbelastungen rechnen, da sie wenig auf ihren Körper und ihre psychische Belastung achteten.

Jeder dritte junge Mann trinkt regelmäßig Alkohol, bei den Frauen jede fünfte. Beim Tabakkonsum haben die jungen Frauen aufgeholt und gaben eine vergleichbare Häufigkeit an: knapp 70 Prozent der Männer und Frauen haben im vergangenen Jahr gar nicht geraucht. Je älter die Befragten waren, desto häufiger rauchten sie.

Männer und Frauen legen unterschiedliche Präferenzen

Genderunterschiede stellten die Autoren der Onlinebefragung bei der gesundheitlichen Selbstfürsorge fest. Frauen gaben eher an, auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf wertzulegen (51 versus 43 Prozent und 50 versus 45 Prozent). Männer hatten einen geringfügigen Vorsprung beim Sport und Ausgleich in Stresszeiten (38 versus 35 Prozent und 38 versus 30 Prozent).

Dabei liegt die Motivation, Sport zu treiben, bei Männern vor allem im Spaß und Miteinander mit Freunden. Frauen gaben eher pragmatische Gründe an: Sie wollen sich gesund und fit fühlen, gut aussehen und Stress abbauen.

Die größte Abweichung bei der Selbstfürsorge zeichnete sich beim Medienkonsum ab. 21 Prozent der Männer bestätigten die Aussage: „Ab und zu zocke ich die ganze Nacht am Bildschirm und bin am nächsten Tag völlig gerädert.“ Bei den Frauen waren es nur 8 Prozent.

Beim Blick auf die gesamte männliche Bevölkerung bemängelte die Stiftung Männergesundheit, dass Gesundheit für viele noch immer eine untergeordnete Rolle spiele. Dabei kämen etwa doppelt so viele Männer wie Frauen durch Lungenkrebs ums Leben. Und es sei davon auszugehen, dass Deutschland den europaweit höchsten Anteil an depressiven Männern habe. Etwa 62 Prozent aller Männer seien übergewichtig.

Lebenserwartungen von Männern und Frauen nähern sich an

Die Ergebnisse des Männergesundheitsberichts zeigen ein positives Fazit für die junge Generation: Eigentlich stehen die jungen Männer nicht so schlecht da, was das allgemeine Gesundheitsverhalten angeht. Derzeitig hätten Frauen eine um 4,8 Jahre längere Lebenserwartung.

Im Jahr 2060 bleiben laut einer Hochrechnung nur noch 3,4 Jahre Unterschied übrig. Dieser Trend erklärt sich damit, dass Frauen bei den ungesunden Verhaltensweisen aufholen, etwa beim Rauchen.

Zudem deuten Langzeitstudien darauf hin, dass allmählich mehr Männer zur Vorsorge gehen. Das sei ein langsamer, aber stetiger Trend.

Quelle
Junge Männer und ihre Gesundheit – Der Fünfte Männergesundheitsbericht
Herausgeber: Stiftung Männergesundheit; unter
https://www.stiftung-maennergesundheit.de/publikationen-details/junge-maenner-gesundheit (zuletzt aufgerufen 12/2022)